Interview mit Lakshmi Devi

Interview von Lakshmi Devi mit zwei Reportern/Journalisten in München am 2.4.2017

Herzlichen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen mit uns zu sprechen. Wir recherchieren seit einigen Jahren über neue religiöse Bewegungen in Bayern und schreiben auch darüber.

Frage: Ihr Sadguru war Sai Baba und mir ist nicht ganz klar, in welcher Funktion Sie heute diesen Satsang gehalten haben. Wenn ich das richtig verstanden habe, sind Sie eine Manifestation des Göttlichen, also eine Manifestation von Lakshmi.

Lakshmi Devi: Jeder von uns ist eine Manifestation Gottes. Allerdings, wenn das Bewusstsein noch nicht soweit ist, können wir das nicht erkennen. In dir wohnt auch Lakshmi. In jeder Frau ist diese göttliche Form von Lakshmi, aber die meisten sind sich dessen nicht bewusst. Außerdem ist dies keine neue Religionsbewegung. Von den Veden aus betrachtet, existiert weder Anfang noch Ende einer Religion. Alles wiederholt sich immer wieder. Aus diesem Grunde gibt es weder eine alte noch eine neue Religion. Der Ursprung, der innere Kern ist immer derselbe. Es gibt keine neue Wahrheit, die EINE Wahrheit gab es schon immer und wird es auch in Zukunft immer geben.

Frage: Dennoch gibt es, wie ich sehe doch einen Unterschied zwischen Ihnen und uns Allen. Sie haben diese Einheit mit dem Göttlichen vollständig realisiert und die meisten anderen Menschen sind auf dem Weg dahin. Deswegen noch einmal die Frage zu Ihrer Rolle oder Funktion: Kann man sagen, dass dies heute ein Bhava war, diese besondere Art des Darshan, wenn Gott oder der Mahatma gegenwärtig ist?

Lakshmi Devi: Ja, ein Bhava bedeutet ein Bewusstseinszustand von einer göttlichen Manifestation. Wir stehen über den Bhavas. Aber das Bewusstsein bzw. die geistige Entwicklung der Menschen, ist sehr unterschiedlich. Wenn wir z.B. mit einem Kind spielen wollen, müssen wir auf die Kindesebene gehen. Genauso verhielte es sich, wenn zum Beispiel ein Königsohn mit anderen Kindern Verstecken spielen würde. Er müsste dann ja auch die anderen Kinder suchen. Seine Dienerin könnte ihm allerdings sagen, dass er doch der zukünftige König ist. Er könnte alle rufen und sie müssten ihm ja gehorchen. Einzig, um den Menschen die Möglichkeit zu geben, in eine höhere Ebene zu gelangen spielen wir diese Bhavas. Dann erst können die Menschen auch ihr Herz öffnen. Es dient vor allem als Hilfsmittel. Kaum einer in diesem Raum hat jemals eine Gotteserfahrung gehabt und dies sind die Hilfsmittel dafür.

Frage: Zählen dazu dann auch die Umarmungen, wie wir sie von Mata Amritanadamayi Ma kennen, die ja weltberühmt ist?

Lakshmi Devi: Natürlich, viele Menschen sind gefühlsmäßig so verarmt, es fehlt ihnen an Liebe und Geborgenheit. Das ist einer der Hauptgründe für die vielen Probleme, die es auf diesem Planeten gibt. Eine Umarmung dient auch dazu, wenigstens ein Funke der göttlichen Liebe erfahrbar zu machen. Diese Kraft, die sie dadurch erhalten, hilft den meisten Menschen auch in ihrem weltlichen Leben Probleme besser zu bewältigen.

Frage: Ich hatte vorhin gehört, dass Sie zusammen mit Sai Baba eine Einheit bilden.

Lakshmi Devi: Ja, das entspricht der Wahrheit.

Frage: Ich war vor zwanzig Jahren im Ashram von Sai Baba. Da gab es den Shivalingam. Das bedeutet doch die symbolische Einheit von Shiva und Shakti, ist das so zu verstehen?

Lakshmi Devi: Ja, allerdings hat Swami drei Formen. Er ist nicht nur Shiva, sondern auch Brahma und Vishnu. Von der Form als Vishnu bin ich seine göttliche Gemahlin. Das ist die Wahrheit. Ich lebe sehr zurückgezogen und Swami hat mir lange nicht erlaubt, in die Öffentlichkeit zu gehen. Allerdings halte ich seit fast zwanzig Jahren schon in kleinen Gruppen Satsang. Damals saß ich immer auf dem Boden. Kurz bevor Swami dann seinen Körper verlassen hat, erlaubte er mir auf dem Stuhl zu sitzen. Für mich macht es aber keinen Unterschied, auf dem Boden oder auf dem Stuhl zu sitzen.

Frage: Nachdem Sai Baba den Körper verlassen hat, gibt es ja inzwischen viele Menschen, die mit dem orangenen Gewand umhergehen und sich auf Sai Baba berufen. Sind das rechtmäßige Lehrer oder eher nicht, wie sehen Sie das?

Lakshmi Devi: Grundsätzlich rede ich nicht über andere Gurus. Wer diesen Weg geht, weiß normalerweise auch über die karmischen Gesetze Bescheid. Die Konsequenz, nicht die Wahrheit zu sprechen, wäre in diesem Fall fatal. Dem Karma und dessen Folgen kann keiner entkommen.

Frage: Jetzt habe ich eine ganz persönliche Frage. Sie geben Satsang und lehren die Menschen. Kommen Ihnen da nicht auch manchmal Zweifel?

Lakshmi Devi: Meine Biografie ist noch nicht veröffentlicht. Wie Sie stehe ich im normalen Leben. Meine Arme schmerzen von den vielen Ayurvedabehandlungen. Gestern haben wir 8 Stunden ununterbrochen gearbeitet. Ich empfinde es als großes Geschenk von Swami, mit diesem Bewusstsein dennoch als normaler Mensch zu leben. Zu arbeiten, den Haushalt zu versorgen, Mutter zu sein für meine Kinder, den Menschen in Sri Lanka zu helfen und meine Schüler weiterzubringen. Es gibt nicht nur das weltliche oder das spirituelle Leben, sondern wie ich auch vorhin im Satsang erklärt habe, gehört alles zusammen.

Frage: Nachdem vorhin im Satsang auch das Vaterunser gebetet wurde, möchte ich nun gerne etwas von Ihnen wissen. Kann man ihr Leben vergleichen mit Jesus, der auch als Mensch unter uns gewohnt hat?

Lakshmi Devi: Ja, ich spreche immer die Wahrheit. Mein Guru war damals inkarniert als Jesus. Von Zeit zu Zeit, wenn das Dharma auf Erden nachlässt und die Menschen Hilfe brauchen, verkörpert sich Vishnu immer wieder selbst als Mensch, um den Suchern zu helfen, den richtigen Weg zu finden. Genauso, wie ihr mich nicht als Lakshmi erkennen könnt, war es damals den Menschen auch nicht möglich, Jesus als Gottes Sohn zu erkennen. Das ist auch ganz normal. Ich empfinde sehr große Liebe zu Jesus. Alle Namen und Formen gehören zu einem Gott. In dem Moment, wo wir uns über Namen und Formen streiten, trennen wir die Einheit. Dann fallen wir aus der ungeteilten Liebe in die geteilte Liebe. In der göttlichen Ebene gibt es nur die EINE Liebe.

Frage: Es ist ja so, dass es in dieser Welt sehr viele unterschiedliche Religionen gibt, auch Gewalt in den Religionen, wie im Islam. Wie könnte denn aus Ihrer Sicht ein friedliches Miteinander möglich sein?

Lakshmi Devi: Das hat nichts mit der Religion zu tun, sondern mit dem menschlichen Verstand, der diese Gewalt verursacht. Jede Religion bringt uns bei, den Anderen zu lieben und nicht zu verletzen. Das ist das Wichtigste, was wir lernen, üben und praktizieren sollten. Die negativen menschlichen Gedanken, die sich manifestiert haben, sind heutzutage das Problem. Das führt auch zu religiöser Macht. Wir als Menschen sollten nach innen gehen und uns bewusstwerden, was Allah uns gelehrt hat. Selbst der Prophet Mohammed war so voller Liebe und Hingabe. Er hatte damals viele Anhänger und jeden Morgen führte ihn sein Weg zur Moschee durch verschiedenen Gassen. In einer bestimmten Gasse lebte eine Frau, die den Propheten nicht mochte. Jedes Mal, wenn der Prophet unter ihrem Fenster vorbeischritt schüttete sie ihm ihren gesammelten Müll auf den Kopf. Was würden wir tun, wenn so etwas passieren würde? Die erleuchteten Seelen reagieren gar nicht, es macht ihnen nichts aus. Jeden Morgen nun wiederholte sich dieses Spiel. Eines Morgens aber fiel kein Abfall auf den Kopf von Mohammed. Die Frau war nicht da. Er wusste sofort, dass etwas nicht stimmen kann. Mohammed ging auf die Suche nach der Wohnung dieser Frau und fand sie sehr krank im Bett liegend. Niemand kümmerte sich um sie. Prophet Mohammed selbst nahm sich Ihrer an und pflegte sie, bis sie gesund war. Später wurde sie eine große Schülerin von ihm. Seine Liebe war Vorbild für alle Menschen. Heutzutage ist unser Ego so groß geworden, dass wir uns einbilden etwas Besonderes zu sein. Dadurch verlieren wir unser Mitgefühl für die Menschen und die Liebe zu Gott. Es gibt nur eine Religion. Was haben Allah, Buddha und Jesus gelehrt? Sai Baba sprach: „Wenn du Buddhist bist, werde ein besserer Buddhist, wenn du Christ bist, werde ein besserer Christ, wenn du Moslem bist werde ein besserer Moslem, dafür bin ich gekommen!“

Frage: Bedeutet das, jeder kann in seiner Religion bleiben, wenn er zu Ihnen kommt?

Lakshmi Devi: Natürlich, Religion soll uns helfen, unseren inneren Kern zu erkennen. Egal welchen Namen wir anbeten, jede Religion führt zum gleichen Ziel.

Frage: Aber in der Praxis ist das doch eher schwierig, wenn sie von Reinkarnation sprechen. Zum Beispiel werden Moslems Schwierigkeiten haben oder Christen auch. Da gibt es ja viele Gegensätze oder zumindest große Unterschiede.

Lakshmi Devi: Das stimmt, was du sagst, aber für mich ist das wichtigste Gebot: „Verletze niemanden!“ Würden wir nur dies allein praktizieren, wäre die Welt voller Liebe. Es ist egal, ob du glaubst, dass du wiederkommst oder nicht. Die gegebene Zeit die wir hier auf der Erde zusammen verbringen, sollten wir miteinander in Frieden leben. Wer die Liebe entwickelt, kann in jedem Menschen Jesus sehen als Christ, oder Allah als Moslem. Wenn man innerlich weiterkommt, schmelzen alle Namen und Formen zu einem Licht. Deswegen lege ich nicht viel Wert darauf, an das Karma zu glauben. Lebt wie die Kinder Gottes hier auf der Erde, dann habt ihr alles erreicht.

Frage: Wir leben in Deutschland in einer sehr säkular geprägten Gesellschaft, wo die Menschen keinen großen Wert mehr auf Religion legen. Was haben Sie für eine Vision, sich wieder mit religiösen Themen zu beschäftigen? Es gibt Menschen in Ostdeutschland, die seit Generationen nichts mit Religion zu tun hatten. Wie ist es möglich, sie anzusprechen?

Lakshmi Devi: In diesem Fall komme ich wieder zurück zum Gesetz des Karmas. Heute sitzt du bei mir vorne, ein anderer sitzt hinter dir. Das bedeutet aber nicht, dass derjenige nicht auch einmal in die erste Reihe kommt. Gottes Liebe und Gnade sind sehr groß. In einem der folgendem Leben wird Gott auch denjenigen an die Hand nehmen und weiterführen. Daran dürfen wir nicht zweifeln. Nur aufgrund unserer karmischen Entwicklung, braucht der Eine länger und ein Anderer schafft es schneller. Aber Gott vernachlässigt niemanden.

Frage: Worin sehen Sie momentan die Hauptprobleme in Deutschland, Sie kommen ja aus Sri Lanka, was beobachten Sie?

Lakshmi Devi: Um Spiritualität zu pflanzen, muss der Boden sehr fruchtbar sein. In Deutschland ist das Ackerland nicht so fruchtbar, deswegen müssen wir uns sehr bemühen, das ist richtig. Aber die Liebe der Kinder ist ausschlaggebend. Wenn ein Schritt auf Gott zugegangen wird, kommen wir tausend Schritte auf euch zu. Ich selbst bin schon als Kind spirituell aufgewachsen, muss aber mit meinen Schülern hier ganz geduldig sein und ihnen wie das „A B C“, langsam alles beibringen. Allerdings mache ich keine Unterschiede von Deutschen und Singalesen. Es sind alles Kinder Gottes, auch wenn die Hautfarbe anders ist.

Frage: Es gibt ja auch andere Traditionen, das meinte ich damit.

Lakshmi Devi: Der innere Kern eines Menschen ist immer gut. Das Herz eines Menschen ist manchmal wie eine welke Blume. Wenn es Liebe bekommt, erwacht es wieder zu neuem Leben. Meine Schüler waren auch nicht perfekt, als sie zu mir kamen, sie gehen auch schrittweise den Weg mit mir.

Frage: Was haben Sie als nächsten Schritt mit ihren Schülern vor?

Lakshmi Devi: Ich habe gar nichts vor, es liegt an den Bemühungen jedes Einzelnen. Wenn ich versprechen würde, dass ich Erleuchtung gebe, wäre das falsch. Ich bin lediglich hier, als Licht, das die Dunkelheit vertreiben kann. Aber ihr müsst den Schalter betätigen.

Frage: Erleuchtung erlange ich, wenn ich die Alleinheit erkannt habe, basiert ihre Lehre auch auf der Advaita Vadanta (Alleinheit)?

Lakshmi Devi: Ja, es gibt ja nur die EINE Wahrheit.

Frage: Können Sie das wahrnehmen, wenn jemand erleuchtet ist, oder beim Darshan erkennen, wie weit die Entwicklung des Einzelnen ist?

Lakshmi Devi: Ja

Frage: Auch dunkle Seiten, wie biografische Katastrophen?

Lakshmi Devi: Es gibt manche Situationen, wo wir helfen dürfen, meist aber hindern uns die karmischen Gesetzte, dies zu tun.

Frage: Sie haben ja selbst gesagt, sie sind auch Mensch, wie können Sie solche Erfahrungen wie Schmerz und Leid verarbeiten?

Lakshmi Devi: Ich brauche nichts mehr zu verarbeiten, das ist längst schon geschehen. Aber der Dualismus hält die Erde aufrecht, das ist sehr wichtig. Manche sagen ja, wie kann Gott Naturkatastrophen zulassen! Dies alles hängt aber mit den karmischen Gesetzen zusammen, wie ich vorhin gesagt habe. Ohne Dualität funktioniert diese Welt nicht. Weil es das Gute gibt, kennen wir auch das Böse. Durch die Erfahrung der Liebe spüren wir auch das Gegenteil davon. Die Manifestation des Karmas muss allerdings jeder selbst abarbeiten, so wie er es verursacht hat. Dem Karma können wir nur durch sehr große Bemühungen und die Gnade des Gurus entkommen. Um diese Ebene zu erreichen muss das Herz sehr rein sein. Diese Katastrophen haben auch eine Bedeutung für die Welt. Es ist für euch hier nicht einfach die Gesetze des Karmas zu verstehen. Stellt euch diese Wand als Trennwand zum vorherigen Leben vor. Wenn ihr sehen könntet, was sich dahinter verbirgt, von jemandem der heute leidet, könntet ihr das besser verstehen.

Frage: Es gibt den spirituellen Weg aber es gibt auch den Weg der tätigen Hilfe für andere Menschen. Wir haben hier in Deutschland ja auch das Thema Flüchtlinge. Was hätten sie da für einen Vorschlag?

Lakshmi Devi: Buddha und auch Swami lehren, alle Menschen gleich zu lieben. Wenn ihr euch in diese Menschen hineinfühlen könnt, ist Hilfe möglich. Wenige von euch können alle Menschen umarmen und lieben, aber wenigstens Mitgefühl zu haben ist schon eine große Hilfe. Das ist das Prinzip des Buddhismus und aller anderen Religionen. Jesus sagte: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“

Vielen herzlichen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben mit uns zu sprechen!