Essay über die Liebe

Dieses kleine Essay wurde auf Wunsch von Lakshmi Devi geschrieben. In den vielen Fragen, die wir ihr stellen dürfen, verirren sich immer wieder Fragen zu persönlichen Liebesbeziehungen einzelner, die in dem Sinne in einem Satsang nicht geeignet beantwortet werden können. Da uns die Liebe aber stark führt und bewegt, wird der folgende Text für den einen oder anderen vielleicht eine Antwort geben. Der Text ist inspiriert von Lakshmi Devis Worten. Wir danken ihr von Herzen für Ihre Führung – auch in diesen weltlichen Fragen.

Die Liebe – Sie ist wohl die stärkste Kraft und unser stärkster Antrieb. Wer hat nicht schon die Energie gespürt, die Liebe in uns hervorruft? Voller Elan können wir voranschreiten, Aufgaben erledigen und Probleme bewältigen. Doch jeder hat vermutlich schon erlebt, wie schwach wir uns fühlen, wenn die Liebe fehlt. Wenn sie uns entzogen wird, wenn niemand da ist, der uns Liebe gibt oder den wir lieben können. Und so suchen wir nach eben dieser Liebe, scheinbar unser Leben lang.

Manchmal glauben wir sie gefunden zu haben. In einem Augenblick, in dem sich Blicke treffen, in denen Berührungen stattfinden. Ein Lächeln, das uns begegnet und eine Vorstellung, von dem, was folgen könnte. Da ist sie wieder. Neue Energie durchströmt uns und gibt uns neue Kraft für unser Leben, für den Alltag, für die Liebe. Wir sind wie gefangen von diesem Gefühl. Doch können wir es halten? Wir wollen es vermutlich, aber können wir es tatsächlich halten? Können wir uns dieser Liebe sicher sein? Und würden wir uns selbst den Schwur zu ewiger Liebe abnehmen?

Lakshmi Devi lehrt uns das Dharma, den Weg der Rechtschaffenheit. Den Weg mit dem einen Ziel – Gott zu finden. Gott zu finden, in uns selbst und in allem was uns umgibt. Nach ihrer Lehre ist es ebenso die Liebe, die uns zu diesem Ziel führt. Die Liebe zu Gott und seiner Schöpfung. Die Liebe in dem Bewusstsein, dass er in allem und jedem ist und von dort wiederum auf alles und jeden schaut. Ungeteilt, gleichmäßig, immer großzügig und immerwährend verfügbar.

Auf den ersten Blick und im weltlichen Vergleich scheint uns dies zunächst unspektakulär, vielleicht sogar eingestaubt zu sein. Trockene Worte, die wir nicht verstehen, oder deren Inhalt uns nicht das gibt, was wir brauchen oder wonach wir eigentlich suchen. Doch schauen wir etwas genauer hin und hören etwas deutlicher.

Was sind die Ideale der Liebe? Liebe ohne Erwartungen, ohne Zwang, ohne Enttäuschung und Liebe mit Hingabe, mit Freude, mit Offenheit.

Doch können wir lieben ohne zu erwarten, dass wir das bekommen, was wir uns wünschen?

Können wir lieben, ohne gezwungen zu sein uns zu verbiegen oder den andern nach unseren Vorstellungen ändern zu wollen?

Können wir lieben, ohne enttäuscht zu werden?

Können wir mit voller Hingabe lieben, ohne wiederum im Gegenzug etwas zu erwarten?

Können wir uns mit voller Freude auf die Liebe einlassen?

Können wir mit ganzer Offenheit und ohne Zweifel darauf eingehen?

Wer diese Fragen mit JA beantworten kann, der ist bereits ein großes Stück des Weges gegangen. Alle, die bei diesen Fragen ins Stocken geraten, denen lehrt das Dharma in Schritten den Weg zu gehen, um irgendwann doch ein befreiendes JA auf diese Fragen aussprechen zu können. Aus diesem Grund ist das Dharma so wichtig. Es lehrt uns die Dinge richtig anzugehen und geeignet zu handeln.

Dies alles schließt die Liebe unter den Menschen weder aus, noch erlaubt es die unrechtmäßige Ausnutzung der Liebe selbst. Es soll unmissverständlich hervorheben, den Bund der Ehe unter dieser Anleitung zu festigen. Es soll die Menschlichkeit auch in der Liebe zulassen, um neue Wege zu gehen, ohne die alten Pfade zu missbilligen. Es soll uns bewusstmachen, dass die Menschen, die Gott uns gegenüberstellt, uns lernen lassen um uns weiterzubringen. Er ist in allen und schaut uns durch die Augen der anderen an. Wie können wir die anderen nicht lieben, wo doch Gott selbst in ihnen uns gegenübersteht. Und wie können wir den anderen nicht vergeben, wo doch er es war, der durch sie gehandelt hat.

Unter all den Fragen zur Liebe und ob wir uns an eine neue Bekanntschaft oder eine alte Liebe binden sollen, sollten wir also eines nicht aus den Augen verlieren. Unseren Weg zu Gott und Gott selbst. Er ist Partner und Lebensgefährte, Mutter und Vater, Schwester und Bruder, Nachbar und Kollege, Bekannter und Fremder.

Langsam werden wir somit feststellen, dass die Liebe, die wir suchen und die uns erfüllen soll, schon immer da war. Warum verbringen wir so viel Zeit mit dem Suchen und Finden? Und warum glauben wir, dass die nächste Beziehung uns endgültig das Glück und die Liebe bringt die wir uns so sehnlichst wünschen? Sie ist doch schon längst da! Direkt vor uns. Die Zeit für die Suche und das Finden können wir uns also sparen. Wir können uns stattdessen in voller Freude auf Gott ausrichten und seine Schöpfung, in allem was uns umgibt, dankbar annehmen.

Das ist es, wohin Lakshmi Devi uns führen möchte. Das Bewusstsein, die Liebe in allem und jedem zu sehen und Liebe an alle und jeden weiter zu geben. Ebenso ungeteilt, gleichmäßig, immer großzügig und immerwährend verfügbar.

Seien wir ehrlich zu uns selbst und seien wir ehrlich zu allen die uns begegnen.

Zitat von Sri Sathya Sai Baba

Ansprache vom 1. Mai 2008:

Wenn ihr sowohl Wahrheit

als auch Liebe habt, werdet ihr Frieden haben.

Wenn ihr Frieden habt,

könnt ihr euer gesamtes Leben glücklich führen.

Dazu gibt es eine wunderschöne Geschichte von Radha und Krishna, erzählt von Lakshmi Devi:

Radha zeigt uns auf, dass wenn man in Gott verliebt ist, man ununterbrochen an ihn denkt. Radha war nicht die Gemahlin von Krishna, doch ihre Liebe zu ihm war so stark und somit hat sie sein Herz erobert.

Zu der Zeit musste Krishna in den Krieg ziehen und Radha hatte täglich mit großer Sehnsucht auf Krishnas Rückkehr gewartet. Mittlerweile war Radha in ihrem Herzen so stark mit Krishna verbunden, dass sie selbst zu dieser reinsten Liebe transformiert wurde. Als Krishna unerwartet vom Krieg zurückkehrte, lief er am Flussufer entlang und sah Radha bereits aus der Ferne. Er dachte bei sich, wenn ihn Radha sehen würde, würde sie vor Freude jubeln und ihm entgegengelaufen kommen.

Radha hingegen reagierte sehr ruhig und blieb gefasst, als sie Krishna wiedersah. „Radha, freust du dich nicht, mich wiederzusehen und freust Du Dich nicht, dass ich wieder zurück bin?“, fragte Krishna erstaunt. „Wohin solltest du gegangen sein?“, antwortete Radha und sprach weiter: „Du warst nie weg! In jedem Baum, in jedem Blatt, in jedem Sandkorn und in jedem Wassertropfen habe ich dich gesehen. So nah warst Du mir! Jeden Tag, jeden Augenblick.“ Krishna entgegnete: „Erwartest du etwas von mir, jetzt wo ich zurück bin?“ „Nein“, erwiderte sie. „Nicht einmal meine Liebe, Radha?“, fragte er. „Nein, nicht einmal deine Liebe“, antwortete sie.

Da fiel Krishna zu Radhas Füssen und berührte diese aus Ehrerbietung. Diese reinste Liebe ließ sogar Krishnas Herz überquellen von unaussprechlicher Süße. Das ist die atmische Liebe.

Wir hingegen lieben jemanden nur, wenn auch er uns liebt. Das ist die weltliche Liebe.

Doch auch durch die weltliche Liebe erfahren wir die göttliche Liebe. Wir können lernen und erfahren und an uns arbeiten.

Aufgrund dieser atmischen Liebe verehren wir Radha und Krishna. Sie sind unser bestes Vorbild.