Frage: Was bedeutet es, Gott zu lieben?
Lakshmi Devi: Diese Frage wird häufig gestellt und sie zu beantworten ist nicht leicht. Es gibt verschiedene Arten der Liebe. Um herauszufinden auf welche Weise wir Gott lieben, müssen wir tief in uns gehen. Hierzu gibt es eine wunderschöne Geschichte aus Buddhas Leben.
Als Buddha den Pfad der Erleuchtung wählte, entschied sein älterer Cousin Ananda mit ihm gemeinsam diesen Weg zu gehen. Bevor er sich seinem zukünftigen Meister hingab, bat er Buddha drei Wünsche äußern zu dürfen: „Sobald ich meine Initiation habe, verliere ich das Privileg des Älteren. Mir wird es nicht mehr gestattet sein, Forderungen zu stellen. Ich wünsche mir deshalb, dass wir immer zusammen sein werden. Du wirst mich nie wegschicken und wir werden keine Geheimnisse voreinander haben. Mein zweiter Wunsch ist es, immer dabei sein zu dürfen, wenn du jemand anderen triffst und auch du wirst mich überall hin begleiten, ganz gleich ob am Morgen oder in der Nacht. Mein letzter Wunsch ist folgender: Ich werde immer in deiner Nähe schlafen und niemals von deiner Seite weichen.“
Buddha gewährte ihm alle seine Wünsche und Ananda erhielt seine Initiation und weitaus mehr. Er wurde zu Buddhas Schatten und erlebte alles aus nächster Nähe. Viele Jahre später, als Buddhas Körperverlassung bevorstand, holte er alle Mönche zu sich. „Im Morgengrauen werde ich diesen Körper verlassen haben“, sprach er. Die erleuchteten Mönche standen gefasst und erfürchtig um ihn herum. Nur Ananda war in tiefer Trauer. Keiner schaffte es, ihn zu trösten. Lächelnd fragte Buddha ihn „Warum weinst du? Habe ich dir nicht jeden Wunsch erfüllt?“ Ananda brach in Tränen aus. „Ich habe mein ganzes Leben mit dir verbracht. Alles haben wir gemeinsam gemacht und nie bin ich dir von der Seite gewichen. Überall hin bin ich dir gefolgt, aber die Erleuchtung konnte ich nicht erlangen. Ohne dich fühle ich mich hilflos und einsam.“ „Ananda, deine Liebe zu mir war an Bedingungen geknüpft. Ich habe dir alle gewährt, trotz dem Wissen, dass genau das passieren würde. Du wolltest weiterhin das Privileg des Älteren. Vielleicht wird deine Hingabe nur durch meinen Tod bedingungslos sein.“ Und so verließ Buddha seinen Körper.
Alle erleuchteten Mönche wurden Zeuge eines tiefen spirituellen Erlebnisses. Ananda war jedoch kein Teil dieses wundervollen Ereignisses. Er war mit seiner Einsamkeit und Trauer beschäftigt und weinte noch sehr lange. Ihm wurde bwusst, dass er Buddha in einen Käfig gesperrt hatte. Er konnte ihn zwar singen hören, aber nie fliegen sehen. Diese Erkenntnis führte endlich zu seinem inneren Frieden und zu weiterer Selbsterkennung. Noch bevor die Sonne aufging erlangte er Erleuchtung.
Heute noch sind wir Ananda sehr dankbar, denn er schrieb alle Weisheiten und Lehren Buddhas für die Nachwelt nieder.